Bruxismus (Zähneknirschen) und Cranio-mandibuläre Dysfunktion (CMD)
Bruxismus (Zähneknirschen, Kieferpressen) ist das unbewusste, meist nächtliche, aber auch tagsüber ausgeführte Zähneknirschen oder Aufeinanderpressen von Kiefer und Zähnen.
Der Begriff Cranio-mandibuläre Dysfunktion bedeutet Kiefer-Kaumuskel-Funktionsstörung. Als Abkürzung hierfür wird der Begriff CMD verwendet. CMD steht für eine Fehlfunktion im Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer, bedingt durch schmerzhafte Störungen in der Kiefer funktion und der gesamten Kiefer-Kaumuskulatur, aber auch der Zungen- und Halsmuskeln.
Die vielfältigen Symptome einer Cranio-mandibuläre Dysfunktion (CMD):
- Kopfschmerzen und Gesichtsschmerzen, Druck auf dem Kopf
- Kiefer- Gesichtsschmerzen mit einschießenden Attacken wie Trigeminusneuralgie
- Zahnschmerzen, Zahnlockerungen und empfindliche Zahnhälse
- Zahnabschabungen, besonders der Frontzähne
- Schmerzen, Knacken oder Reibegeräusche in den Kiefergelenken
- Mund kann nicht richtig geöffnet werden
- Brennen oder taubes Gefühl in der Zunge, in den Zähnen oder im Gaumen
- Ohrgeräusche (Tinnitus), Ohrenschmerzen und Hörminderungen (ähnlich einem Hörsturz)
- Schwindel und Benommenheit bei Kopfbewegungen
- Augenflimmern und Sehstörungen, Schmerzen hinter den Augen
- Schluckbeschwerden und Kloßgefühl im Hals, Nackenschmerzen
- HWS-Verspannungen, Schulter-Nackenschmerzen mit Taubheit in Armen oder Fingern
- Rücken-Kreuzschmerzen, Beckenschmerzen, Piriformis-Syndrom
Wer leidet unter Bruxismus und CMD?
Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass über 60% der Bevölkerung Symptome von Bruxismus und einer Cranio-mandibulären Dysfunktion aufweisen. Patienten und Ärzten ist selten bekannt, dass Kopfschmerzen von der Kiefer-Kaumuskulatur verursacht sein können, und dass Ohr-Hörbeschwerden und Tinnitus ihren Ursprung oft nicht im Mittelohr, sondern im Kiefergelenk haben.
Im Zusammenhang mit Kopf- oder Gesichtsschmerzen sollte immer auf eine CMD oder Bruxismus (Zähneknirschen, Kieferpressen) hin untersucht werden. Häufig treten diese Symptome bei Stress, depressiven Erkrankungen und der Schmerzerkrankung Fibromyalgie auf.
Ursachen von Bruxismus und CMD
CMD tritt vor allem bei Menschen im Dauerstress, psychisch belastenden Lebenssituationen wie Arbeitslosigkeit, Mobbing, Partnerkonflikte und anderen persönlichen Krisen. Dadurch wird starkes Zähneknirschen (Bruxismus) und Kieferpressen mit einer erhöhten Basisaktivität in der gesamten Kiefer-Kaumuskulatur ausgelöst, eine CMD entwickelt sich. Stressbedingte Überaktivierung der Kaumuskulatur zeigt sich oft während des Schlafes (nächtliches Zähneknirschen = Bruxismus).
Andererseits können zahnärztliche Eingriffe wie Kronen, Implantate und Prothesen zu Störungen des Aufbisses (= Zentrik) und des Zahnschlusses (=Okklusion) führen. Das Kiefersystem kann so aus dem Gleichgewicht kommen, es entstehen Schmerzen und eine CMD.
Interdisziplinäre Behandlung von Bruxismus und CMD
Es ist eine konsequente Therapie über 3 bis 6 Monaten erforderlich. Anfangs kommt es häufig zu einer Verstärkung der Symptome/Beschwerden im Kiefer-Hals-Nackenbereich, bevor das Kiefersystem zu seiner normalen Funktion zurückfindet und die Beschwerden verschwinden.
Zahnärztliche Behandlung (durch auf CMD spezialisierten Zahnarzt*in, Kieferorthopäde*in)
- Funktionsprüfung des Kiefer-Kausystems*
- Prüfung der Okklusion (= Zahnschluss) und der Zentrik (= die Ruhestellung) des Kiefer Kausystems mit dem so genannten Artikulator*
- Kieferentspannenden Zahnschiene*: Relaxationsschiene (Akutentlastung: Jig-Splint)
- Dynamische Schienentherapie* mit wiederholten Einschleif-Maßnahmen der speziellen Zahnschiene zur Wiederherstellung der Okklusion und der Zentrik
- Korrektur von schlecht sitzenden Zahnprothesen
Spezielle Schmerztherapie (durch Schmerzzentrum Dr. Kammermayer)
- Medikamentöse Behandlung mit speziellen Medikamenten:
- Amitriptylin oder Trimipramin (muskelentspannend, angstlösend, schmerzwirksam)
- Tramadol oder Tilidin/N (schwach wirkende, gut verträgliche Opioide)
- CBD Cannabidiol ölige Tropfen (mit Rezept über Apotheke als Arzneimittel)
- Fokussierte ESWT-Stoßwellentherapie* von Triggerpunkten der Kiefer-Kaumuskeln, und des Kiefergelenks, der HWS- und Nackenmuskeln
- Hochdosierte Magnesiumtherapie: als Kurzinfusionen über 20min
- Magnesium transdermal*: tägliche Anwendungen im Kiefer- Hals und Nackenbereich
- Procain-Basen-Infusionen* (wirken schmerzlindernd auf die Kiefer-Zahnnerven und die Kiefermuskulatur, beruhigend auf das vegetative Nervensystem: „Stress-dämpfend“
- TENS (Transkutane Elektro-Nervenstimulation) im Kiefer-Gesichtsbereich, HWS, Nacken
- Neuraltherapie* mit therapeutischen Injektionen von Procain (Lokalanästhetikum) in das Kiefergelenk zur Blockaden und in die Triggerpunkte der Kiefer-Kaumuskeln
- Entspannungstechniken: Muskelentspannung nach Jacobson, eigene Kieferdehnungen
Physiotherapie für den Kiefer (spezielle Ausbildung des Therapeuten/-tin erforderlich)
- Detonisierungen (=Dehnung, Entspannung) der Kiefer- , Kau- und Halsmuskulatur
- Enorale (= durch den Mund) Funktionsbehandlung und Mobilisationen
- Physiotherapie vom HWS und Nacken
Behandlungskosten von Bruxismus und CMD:
Die Kosten für die interdisziplinäre CMD-Behandlung können nur zum Teil als Kassenleistungen abgerechnet werden. Die speziellen Behandlungen*: Relaxationsschienen, Funktions prüfungen durch den Zahnarzt, fokussierte Stoßwellentherapie, Magnesium- und Procain Basen-Infusionen werden nicht von gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Im Arztgespräch werden Sie vor der Behandlung ausführlich über die Kosten informiert, und Sie erhalten einen individuellen Therapieplan und einen privatärztlichen Behandlungsvertrag.